Wir können nicht alle Igel dieser Welt retten, aber die ganze Welt eines Igels

Grundsätzliches über Igel

DER IGEL (Erinaceidae)
Braunbrustigel (Erinaceus europaeus)  &  Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus)
Die Familie der Igel umfasst 26 Arten. Die bei uns am häufigsten vorkommende Art ist der Braunbrustigel.

Braunbrustigel (Erinaceus europaeus):
Vorkommen: Westeuropa
Merkmale: Braunes Brustfell, dunkles Stachelkleid

Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus):
(Nicht zu verwechseln mit dem WeißBAUCHigel (Atelerix albiventris)!)
Vorkommen: Osteuropa
Merkmale: Helles Brustfell, dunkles Stachelkleid


Erdgeschichtliches Alter:
Die Vorfahren des Igels tauchten vor etwa 60 Millionen Jahren auf, kurz nach dem Aussterben der Dinosaurier.
In seiner jetzigen Form lebt der Igel bereits seit 15 Millionen Jahren auf der Erde.
Er ist eines der ältesten, heute noch vorkommenden Säugetiere aus dem Tertiär.

Lebensraum:
Vielfältige Gelände mit ausreichend Versteckmöglichkeiten, wie Hecken, Gebüsche.
Siedlungsbereiche mit Gärten und Grünanlagen.
Er meidet feuchte Biotope.
Der Igel ist KEIN Waldbewohner, maximal an Waldrändern mit Übergang zu Siedlungsbereichen.

Lebensweise:
Dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgänger.
Der Igel ist ein Insektenfresser – Ein Nahrungsfinder, kein Nahrungsjäger.
Er hält Winterschlaf, um die nahrungsarme Jahreszeit zu überbrücken.
Der Igel ist ein Säugetier mit einem Wurf pro Jahr.
Der Igel ist i.d.R. sehr ortstreu mit fester Bindung an den Lebensraum.

Lebenserwartung:
Durchschnittlich etwa 6-8 Jahre, heute in der Natur jedoch nur noch 2-4 Jahre, selten mehr.

Hohe Säuglingssterblichkeit.
Menschengemachte Gefahren erhöhen die Sterblichkeit immens.

Nahrung:
Käfer und deren Larven, Asseln, Ohrwürmer, Tausendfüßler, Spinnen, Raupen am Boden, Schnecken, Regenwürmer.

Körperbau:
Die Besonderheit beim Igel ist sein robustes Stachelkleid und die Fähigkeit, sich durch seinen Ringmuskel in Gefahrensituationen blitzartig zu einer Kugel zusammenzurollen.

Die Stacheln bestehen aus Keratin und sind innen hohl.
Ein ausgewachsener Igel verfügt über 6000 – 8000 Stacheln.
Jeder Stachel verfügt über einen eigenen Muskel.

Durch die beige/braune Farbe ist der Igel im dichten Laub auf dem Boden gut getarnt.
Der Igel hat vier Füße, an jedem befinden sich fünf Zehen.
Der Igel hat einen ganz kleinen Schwanz.

Körpermaße:
Ein ausgewachsener Igel hat eine Länge von ca. 25-30 cm und ein Gewicht von etwa 800-1500 Gramm.

Zähne:
Igelsäuglinge bekommen mit etwa 3 Wochen Milchzähne.
Diese werden im Alter von 2-3 Monaten durch die bleibenden Zähne ersetzt.
Ein ausgewachsener Igel verfügt über 36 Zähne (20 im Oberkiefer, 16 im Unterkiefer).

Körpertemperatur:
Die Körpertemperatur eines Igels liegt bei ca. 35 Grad.

Winterschlaf:
Ab Oktober/November bis März/April.

Als erstes ziehen sich die Igelmännchen zurück. Gefolgt von den Igelweibchen, wenn sie sich von der Jungenaufzucht erholt haben. Zuletzt gehen die Jungigel schlafen, sie brauchen Zeit, um sich ein ausreichendes Fettpolster anzufressen. Anfang November sollten die Jungigel mindestens 500 Gramm wiegen, um den Winterschlaf aus eigener Kraft zu überstehen.

Im Winterschlaf sinkt die Körpertemperatur von 35 Grad auf die Umgebungswerte. Unter 5 Grad produziert der Igel wieder Wärme, um eine Minimaltemperatur zu erhalten und nicht zu erfrieren.

Die Herzschläge vermindern sich von 180-200 auf 2-12 pro Minute.
Die Atemfrequenz sinkt von 45-50 auf 5-15 pro Minute.
Das Erwachen beginnt bei anhaltenden Nachttemperaturen um oder über 8 Grad.
Der Aufwachprozess zieht sich über mehrere Stunden mit enormen Energieverbrauch.


Sinne:
Hervorragender Geruchs- und Gehörsinn, mäßiges Sehvermögen.
Mit ihrem sehr guten Geruchssinn finden Igel Nahrung und Artgenossen. Das hervorragende Gehör reicht bis weit in den Ultraschallbereich hinein.
Guter Tastsinn über seine Tasthaare am Maul und dem seitlichen Haarsaum.

Ein zusätzliches Sinnesorgan beim Igel ist das Jacobsonsche Organ. Begegnet der Igel einem unbekannten Geruch, beleckt oder bekaut er diesen, bis schaumiger Speichel entsteht. Diesen spuckt er unter Drehbewegungen auf seinen Rücken. Dieses Phänomen ist überwiegend beim Jungigel zu beobachten, die ihre Umgebung noch erkunden müssen.

Laute:
Igelsäuglinge/Jungigel: helles Zwitschern, wenn sie ihre Mutter suchen und Hunger haben. (schaut Euch dazu gern das Video unten an - aber Vorsicht mit der Lautstärke,
die Töne sind sehr hoch!)


Lautes Schmatzen beim fressen.
Fauchen, Schnaufen, Keckern. Bei sehr starken Schmerzen Schreien.
Vor der Paarung faucht, knurrt und schnauft das Weibchen oft stundenlang, während das Männchen ständig um sie kreist (Igelkarussell).

Geschlechterunterscheidung:
Beide Geschlechter haben 10 Zitzen.
Der einzige sichtbare Geschlechtsunterschied ist die Lage der Geschlechtsteile. Männchen haben etwa in der Bauchmitte einen Hautartigen Knopf, den Penisaustritt. Beim Weibchen liegt das Geschlechtsteil nahe dem After unter der Schwanzwurzel.

Paarungszeit:
In Norddeutschland je nach Witterung Mitte Mai bis Mitte September.
Nach dem ersten Winter, im Alter von 8-12 Monaten, sind Igel geschlechtsreif.

Tragzeit / Geburt:
Nach einer Tragzeit von ca. 35 Tagen werden im Durchschnitt 4-6 blinde und taube Igelbabys mit einem Gewicht von 12-20 Gramm geboren.

Mit etwa 14 Tagen öffnen die Säuglinge die Augen. Ab etwa 21 Tagen können sie hören.
Mit 3-4 Wochen verlassen sie mit ihrer Mutter zusammen erstmals das Nest und unternehmen Ausflüge.

Die Igelin säugt ihren Nachwuchs etwa 6 Wochen. Danach verlässt die Igelmutter das Nest. Die Kinder bleiben noch eine Zeit beieinander, um sich gegenseitig zu wärmen.

Feinde:
Die natürlichen Feinde sind Dachs und Uhu, sie können den Igel problemlos töten.
Fuchs, Marder und Rabenvögel vergreifen sich an Jungigeln.
Hunde können den Igel schwer verletzen und auch töten.

Krankheiten:
Ein gesunder Igel hat eine feuchte Nase, vorstehende Knopfaugen, ist gut genährt und nachtaktiv.

Durch den Wandel unserer Zeit und das damit verbundene Insektensterben leiden Igel häufig an Innenparasiten, die sie über Schnecken und Regenwürmer aufnehmen.
Durch Vitaminmangel kann es zu Lähmungen kommen. Durch bestimmte Bakterien können sich Abszesse bilden. Durch ein geschwächtes Immunsystem leiden viele Igel unter Hautproblemen. Hinzu kommen die immer häufiger auftretenden Verletzungen durch die Gefahren, von Menschenhand verursacht.

Gefahren:
Immer mehr Igel werden durch Menschenhand schwer verletzt oder getötet!

Mähroboter, Tellersensen, Mistforken, Rasentrimmer, Gifte, ungesicherte Teiche, Brauchtumsfeuer, Gartenzäune, Netze, Müllsäcke, Rattenfallen, Kellertreppen, ungesicherte Kellerschächte, Rodungen…
(Weitere Informationen über die Gefahrenquellen für Igel folgen in einem Extra Kapitel.)

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