Wir können nicht alle Igel dieser Welt retten, aber die ganze Welt eines Igels

Gefahren - 2

Es lassen sich leider nicht immer alle Gefahrenquellen am Haus und im Garten gänzlich abstellen, aber wir haben die Möglichkeit, sehr viele von ihnen zu beseitigen oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren -

Teil 1

• Mähroboter
• Rasentrimmer / Freischneider
• Müllsäcke
• Lichtschächte
• Kellertreppen
• Gartenzäune
• Teiche / Pools
• Gruben / Erdlöcher, z.B. für Wäschespinnen
• Müll in der Landschaft
• Brauchtumsfeuer


Teil 2

• Gifte, Köder, Schneckenkorn
• Rattenfallen
• Tiervertreiber / Ultraschallgeräte
• Netze
• Mistgabeln
• Laubsauger
• Unbemerktes Einsperren in Schuppen o. Garagen
• Hunde mit Jagdtrieb
• Autos

Gifte, Köder, Schneckenkorn:

• Es möchte jeder einen schönen Garten haben und jeder definiert ``schön`` anders.
Fakt ist, zu einem wirklich schönen Garten gehören heimische Pflanzen, natürliche Ecken und Wildtiere.

Im Garten darf es leben und wir dürfen die Vielfalt der Lebewesen erleben.
Wer das hat und erleben darf, ist wahrlich ein reicher Mensch, denn die Natur bietet eine Schönheit, wie wir sie sonst nirgends finden werden.

Auch gibt es natürliche Möglichkeiten gegen ein Ungleichgewicht im eigenen Garten. Natürliches Gärtnern – mit der Natur für die Natur, dafür bedarf es keine chemische Keule.
Der Einsatz von Giften aller Art darf hier nicht die Lösung sein, es zieht irreparable Schäden und sehr viel Leid und Qualen nach sich.

Übrigens:
Ratten und Mäuse sterben durch Köder einen langsamen, qualvollen Tod. Wer annimmt, damit ist es beendet, der irrt, denn auf dem Speiseplan eines Igels stehen u.a. auch Mäuse. Frisst der Igel dann die verendete Maus oder Ratte, wird auch der Igel qualvoll sterben. Ist der Igel ein trächtiges oder säugendes Weibchen, werden auch die Kinder sterben.


Rattenfallen:


• Hier gibt es verschiedene Arten.
Totschlagfallen sind in aller Hinsicht ein absolutes No-Go!
Immer wieder werden in Igelstationen Igel eingeliefert, an denen noch die Schlagfallen hängen. Wenn diese Igel nicht gleich sterben, was meistens der Fall ist, irren sie tagelang unter grausamen Schmerzen bis zu ihrem qualvollen Tod damit herum.

Der Gebrauch dieser Foltergeräte ist in keinster Weise zu rechtfertigen und zu akzeptieren!

Lebendfallen dürfen nur so aufgestellt werden, dass sie keine Tiere verletzen oder ihnen anderweitig Schaden zufügen.

Diese Fallen müssen in einem Intervall von maximal (!) 8 Stunden kontrolliert werden.
Bedenkt bitte, dass auch Ratten Lebewesen sind, die Schmerzen und Leid empfinden! Und dass Kinder qualvoll verhungern, wenn ihnen die Mutter genommen wird.


Tiervertreiber / Ultraschallgeräte:

• Ultraschallgeräte, die sogenannten Tiervertreiber, sind für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar. Für Tiere hingegen sind sie äußerst unangenehm.
Da Igel ein ausgesprochen gut ausgeprägtes Gehör, bis in den Ultraschallbereich hinein haben, sind diese Geräusche für sie geradezu schmerzhaft.

Die Folge ist, dass auch die Igel den Bereich großräumig meiden.
Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es zudem verboten, Wildtiere der geschützten Arten, dazu gehört der Igel, in ihrer Freiheit zu beeinträchtigen. Weder bei der Jungenaufzucht, noch im Winterschlaf oder auf ihren Wanderungen.

Netze:

• In herumliegenden Netzen, Fußballtor-Netze oder Obstbaumnetze / Vogelschutznetze, die bis auf den Boden hängen, verfangen sich immer wieder Igel, die auf Nahrungssuche die Gärten durchstreifen.

Besonders unter Obstbäumen, wo die Igel die Würmer aus dem Fallobst wittern, lauert die Gefahr.
Befreiungsversuche führen häufig dazu, dass sie sich noch mehr verfangen, bis sie letztendlich gefesselt verenden.

Achtung:
Gefangene Igel bitte nicht einfach herausschneiden und aussetzen, sondern unbedingt auf Verletzungen, Fliegeneier und Maden untersuchen lassen!


Mistgabeln:

• Wo auch immer der Einsatz einer Mistforke ins Spiel kommt oder ein Haufen anderweitig umgeschichtet wird, muss mit großer Sorgfalt gearbeitet werden!
Nicht selten hat sich ein Igel in einer Scheune oder einem Hof ein Stroh- oder Heuballen als Nest ausgesucht.

Ist ein solches Nest versehentlich zerstört worden, ohne dass der Igel zu Schaden gekommen ist, gilt es zu unterscheiden, um was für ein Nest es sich handelt und zu welcher Jahreszeit.

Ist es ein Geburtsnest oder ein Winterschlafnest, muss dem Igel ein sicherer, alternativer Platz geschaffen werden. Hierzu geben Igelstationen Auskunft, manchmal macht es Sinn, diesen Igel oder vor allem, wenn es sich um eine Mutter mit Kindern handelt, vorübergehend im geschützten Gehege unterzubringen.


Laubsauger:

• Bei Aufräumarbeiten im Garten sollte man auf Laubsaugen gänzlich verzichten!
Nicht umsonst wird heruntergefallenes Laub als ``das braune Gold`` bezeichnet.
Besonders angehäuftes Laub in Kombination mit Reisig in den Beeten schützen im Winter nicht nur die Pflanzen, sondern bieten Igeln und vielen anderen Tieren eine notwendige Überwinterungshilfe.

Regenwürmer, Käfer, Raupen, Molche, Falter, Spinnen und Larven vieler Schmetterlinge sind zudem ein reich gedeckter Tisch, wenn der Igel im Frühjahr aus seinem Winterschlaf erwacht.

Laubsauger schreddern millionenfach Kleinstlebewesen, selbst Igel können bei einem Sog mit Luftgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern problemlos unbemerkt eingesaugt werden.

Mit einem Besen oder Rechen kann man diese Gefahr umgehen und sogar der Umwelt noch zusätzlich Gutes tun, da sie weder gesundheitsschädliche Abgase verursachen, noch Strom verbrauchen.


Unbemerktes Einsperren in Schuppen o. Garagen:

• Es passiert ganz leise und unbemerkt, die Schuppentür oder Garage steht bis zum späten Abend offen und wird am Ende des Tages geschlossen.
Igel sind oft neugierig und immer auf der Suche nach Nahrung oder einem ruhigen Plätzchen, wo sie vielleicht ihr Geburtsnest bauen können oder sich ein Quartier für den Winterschlaf suchen.

Nicht selten finden sie dann nicht wieder heraus, zum Beispiel, wenn die Eigentümer anschließend in den Urlaub fahren oder in der darauffolgenden Zeit die Tür nur tagsüber geöffnet haben.
Da hilft nur Aufmerksamkeit und sollte man den Verdacht haben, Wasser und etwas Katzenfutter aufstellen.

Ist es dann tatsächlich so, dass ein Igel dort eingesperrt ist, gilt es zu schauen, ob es eventuell eine trächtige oder säugende Mutter ist. Ist das der Fall, sollte in Betracht gezogen werden, den Bereich für einige Zeit nicht zu stören, bis die Jungenaufzucht vollendet ist und die Familie bereit ist, auszuziehen.

Wir hatte schon Fälle, wo eingesperrte Igel verzweifelt versucht haben, herauszukommen und sich dabei Verletzungen zugezogen haben. Dies ist zu bedenken, bevor ein eingesperrter Igel freigelassen wird.


Hunde mit Jagdtrieb:

• Es gibt Hunde, die auch vor den spitzen Stacheln der Igel nicht zurückschrecken.
Befindet sich im eigenen Garten ein Igelnest, muss dafür gesorgt werden, z.B. durch Abtrennung des Bereichs, in dem der Igel sein Nest hat, dass der Hund den Igel weder verletzen noch stören kann.

Ein Umsetzen des Nestes ist laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verboten!
In bestimmten Situationen, z.B. wenn es eine Igelmutter mit Kindern ist, ist es unverzichtbar, für einige Wochen, bis die Igelfamilie auszieht/umzieht, den Hund nur unter Aufsicht, ggf. an der Leine, in den Garten zu lassen.

Hat ein Hund doch einmal einen Igel im Maul gehabt, sollte er immer, auch wenn keine sichtbaren Verletzungen zu sehen sind, in Obhut genommen werden. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass fast immer nach etwa 8-12 Tagen Abszesse entstehen, an den Stellen, an denen die Zähne des Hundes minimale, kaum sichtbare Verletzungen an der Haut des Igels angerichtet haben. Unbehandelt können solche Abszesse übel enden.

Autos:

• Eines der häufigsten Gefahren sind die Autos im Straßenverkehr.
Die nachtaktiven Tiere legen Nacht für Nacht teilweise mehrere Kilometer zurück, um satt zu werden. Dabei überqueren sie auch Straßen und nicht immer werden sie von den Autofahrern rechtzeitig gesehen.

Vorausschauendes Fahren kann hilfreich sein, aber ganz wichtig ist, sollte es doch einmal passiert sein, bitte anhalten, den Igel vorsichtig aufnehmen und in eine Igelstation bringen!
Oft kann ein Igel, der z.B. ein Schädelhirntrauma erlitten hat, mit den richtigen Medikamenten, sofern zügig reagiert wird, gerettet werden. Oder ihm kann weiteres Leid erspart werden, indem er, sofern er zu schwer verletzt ist, euthanasiert wird.

Einfach weiterfahren und annehmen, dass er eh tot ist, darf hier nicht die Lösung sein.


Wenn man nun diese teilweise sehr einfachen Tipps beherzigt und mit offenen Augen auf seine Umwelt achtet, wird man nicht nur Leben retten, sondern viel Leid verhindern.

Vielen Dank im Namen der Igel!


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