Wir können nicht alle Igel dieser Welt retten, aber die ganze Welt eines Igels

 Was ist bei der Auswilderung eines Igels zu beachten? Teil 3

Dieses Kapitel ist aufgeteilt in drei Abschnitte und für diejenigen geschrieben, die:

Teil 1 - ihren Igel von der Igelstation zur Auswilderung bekommen haben.
Teil 2 - einen ortsfremden Igel von der Igelstation zur Auswilderung bekommen haben.
Teil 3 - einen Igel selbst gepflegt haben und es Zeit für die Auswilderung ist

Eine Auswilderung muss immer individuell an den jeweiligen Igel angepasst werden und ist von mehreren Faktoren abhängig, wie:

-Jahreszeit.
-Altigel, Jungigel oder Säugling bei Aufnahme des Igels.
-Dauer der Pflegezeit.
-Bekanntes oder neues Revier.

Voraussetzung ist IMMER die Einrichtung einer Futterstelle (Futterhaus) mit Ganzjahres- Zufütterung, sowie die Bereitstellung einen Schlafplatzes. Entsprechende Futterhäuser und Schlafhäuser gibt es käuflich zu erwerben, kann man aber auch mit einfachen Mitteln wie Steine oder Holz selber bauen. Als Schlafplatz kann je nach Jahreszeit auch ein mit Stroh gefüllter Karton verwendet werden, in den eine Öffnung geschnitten wurde.

In den meisten Fällen ist eine Auswilderung über ein Außengehege notwendig, das nach einer Eingewöhnungsphase geöffnet und entfernt wird.

Idealerweise sollte der Igel an seinem Fundort ausgewildert werden, da Igel reviertreu sind. Dies gilt besonders für Altigel. Ist das aus triftigen Gründen (Gefahren) nicht möglich, wird ein neues, igelfreundliches Revier gesucht.

Dieses ist u.a. abhängig von:
-Gefahren (Straßen, Mähroboter, ungesicherte Teiche/Kellertreppen/Lichtschächte, aber auch natürliche Fressfeinde).
-Bestand der dort lebenden Igel.
-Größe des Auswilderungsortes und Lage und Bepflanzung des Gartens + Umfeldes.


 3.) Ihr habt einen Igel selbst gepflegt und es ist Zeit für die Auswilderung:

Hier gibt es sehr viel zu beachten. Einige Fragen vorab:
• Ist der Igel ordnungsgemäß untersucht worden (mehrere Kotuntersuchungen)?
• Ist der Igel systematisch behandelt worden?
• Wie lange sind die Behandlungen her?
• Wie lange war der Igel in Obhut?
• Hat der Igel vor dem Winterschlaf die Medikamente ausreichend verstoffwechselt?
• Hat der Igel bei Außentemperaturen Winterschlaf gehalten?
• Hat der Igel sein Einschlafgewicht inzwischen wieder erreicht?
• Wie sind die Außentemperaturen?


Nehmen wir ein Beispiel:
Ihr habt im Spätherbst einen viel zu kleinen Igel aus eurem eigenen Garten aufgenommen. Ihr habt Kot gesammelt, ihn untersuchen lassen und ordnungsgemäß die Innenparasiten systematisch nach igelkundiger Anleitung behandelt.

Die Behandlung hat einige Zeit gedauert, beim Igel muss schonend und über teilweise viele Tage behandelt werden. Aber das wisst ihr ja, da ihr euch erkundigt habt und bereit seid, den Igel selbst zu päppeln.

Ihr habt natürlich Protokoll geführt, das ist ja sowieso Pflicht, bei einem aufgenommenen Wildtier.  Ihr wisst natürlich auch, was ihr füttern dürft und was nicht. Und ihr wisst, wie, wo und bei welcher Temperatur ein zu päppelnder Igel gehalten werden muss, um gesund groß zu werden.

Wie lange der Igel nach der Gabe von Medikamenten verstoffwechseln muss, bevor er seinen Winterschlaf antreten darf, das wisst ihr auch. Und wie und wo man einen Igel überwintert, das wisst ihr natürlich auch.

Auch wisst ihr, wie und ob man einen Igel, der Winterschlaf halten soll, füttern darf. Und sollte der Igel nicht schlafen wollen, wisst ihr, was dann zu tun ist. Ist es dann Frühling, wisst ihr, dass man langsam das Futter steigert und den Igel auf sein Einschlafgewicht füttert.

Und wenn der Igel vorher sehr krank war, macht ihr natürlich vorsichtshalber nochmal eine Kotuntersuchung, die aber erst frühestens nach einer Woche aussagekräftig ist, aber das wisst ihr ja.

Wenn all das planmäßig geklappt hat und die Nacht-Außentemperaturen im Frühling mehrere Tage über 8 Grad sind, ist es Zeit für die Auswilderung.

Idealerweise habt ihr nach dem Winterschlaf das Auffüttern schon im Außengehege gemacht oder der Igel hat bereits im Gehege seinen Winterschlaf gehalten. Ansonsten verfahrt ihr wie bei: 1.)  

Übrigens:
Jede Igelstation ist i.d.R. sehr dankbar über jeden, der `seinen`Igel selbst päppeln und überwintern   kann, da die Igelstationen von Jahr zu Jahr überlaufender sind und Platz für schwere Fälle brauchen.  Holt euch aber bitte unbedingt Hilfe und Rat, auch bei der Suche nach einem igelkundigen Tierarzt, denn die sind sehr rar!

Wenn ihr nun auch noch all eure Nachbarn mit ins Boot holt und auch die, die Gefahrenquellen (ein Extra-Kapitel zum Thema `Gefahren` ist noch in Vorbereitung) in ihren Gärten ausschalten oder zumindest minimieren, dann dürft ihr zu den glücklichen Gartenbesitzern gehören, die einen Lebensraum für diese wunderbaren Wildtiere geschaffen haben und vielleicht beglücken euch eines Tages im Herbst kleine, fröhliche Igelkinder, die neugierig durch die Gegend streifen.


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